Zum guten Schluss



Kommunikation im Kirchenvorstand
Kommunikation und Gesprächsführung in der Kirchenvorstandssitzung

Gute Kommunikation ist die beste Voraussetzung für gelingende Zusammenarbeit. Wir kommunizieren, wenn wir Informationen weitergeben, bei der Planung, bei Lob und Kritik. Kommunikation findet ständig und überall in unserem Alltag statt. Ob in der Kirchenvorstandssitzung, in Gruppen und Kreisen, beim informellen Gespräch auf der Straße und bei kurzen Besuchen.

Manchmal redet man aber auch aneinander vorbei, findet nicht das richtige Wort oder die angemessene Ausdrucksweise, und es kommt zu Missverständnissen, Unstimmigkeiten oder gar zu Kränkungen.

Wie wir miteinander sprechen, ist bestimmt von persönlichen Vorlieben, kulturellen Mustern, der Art der Beziehung und vom Gesprächsanlass.

Wichtig ist bei einem Gespräch, dass man einerseits offen und ehrlich ist und sich selbst und dem anderen nichts vormacht. Andererseits sollte man die Situation und das Gegenüber im Blick behalten.

Es ist gut, wenn sich in einer solchen Gesprächssituation Reden und Zuhören die Waage halten. Wenn es in Gesprächskreisen „Vielrednerinnen“ und „Schweigende“ gibt, geht eine Menge an guten Ideen verloren. Günstiger ist es, wenn darauf geachtet wird, dass jeder und jede zum Zuge kommt, aber auch zuhört.

Im Kirchenvorstand, aber auch in Gesprächskreisen – welcher Art auch immer – ist es ratsam, schon zu Beginn die Gesprächskultur zu thematisieren und „vorbeugend“ einige Gesprächsregeln zu vereinbaren.

Es hat sich bewährt, von Zeit zu Zeit zu überprüfen, ob die vereinbarten Regeln noch hilfreich sind oder angepasst werden müssen. Spätestens wenn die Balance zwischen
„Einander zuhören“ und „Reden“ verloren gegangen ist und nur noch eine Art Schlagabtausch stattfindet, ist es an der Zeit zu unterbrechen. Dann sollte man sich den bisherigen Gesprächsverlauf anschauen und sich darüber austauschen, wie jeder und jede das Gespräch erlebt. Mit einem Rundgespräch, bei dem jeder und jede das eigene Anliegen äußert, kommen auch die Stillen zum Zug. Bei hitzigen Wortgefechten  bietet es sich an, eine Gesprächsleitung zu bestimmen, die an dem zur Diskussion stehenden Thema weniger beteiligt ist. Sie hat den Auftrag dafür zu sorgen, dass jeder und jede zu Wort kommt, ausreden kann und man sich nicht gegenseitig ins Wort fällt. Es hilft in solchen Fällen, das Gesprächstempo zu verringern und Pausen oder Zeiten der Stille in den Gesprächsverlauf einzubauen.


Anregung zur Gesprächsführung bzw. Sitzungsleitung

Gesprächsleitende haben immer zugleich drei Dinge zu beachten:
den Gesprächsgegenstand, die Gesprächsteilnehmenden und die äußeren Umstände.

1.    Die äußeren Umstände
  • Sieht jeder jeden?
  • Sitzen alle bequem?
  • Sind Hilfsmittel (Tafel, Pinnwand etc.) vorhanden?
  • Was erfreut das Auge?
  • Fördern oder mindern Getränke die Arbeit?
  • Wie sind Raumtemperatur und Licht?
  • Wird für frische Luft gesorgt?
  • Sind Pausen vorgesehen?

2.    Der Gesprächsgegenstand
  • Ist mir und den Gesprächsteilnehmenden klar, worüber wir sprechen wollen?
  • Ist mir und den Gesprächsteilnehmenden der Zweck des Gespräches bewusst?
  • Haben wir genug Informationen, um das Gesprächsthema gründlich behandeln zu können? Finde ich eine gute Startfrage?
  • Ordne ich zu früh oder zu spät?
  • Behalte ich das Thema im Auge, wenn Teilnehmende abschweifen?
  • Halte ich das Gespräch mit Fragen in Gang?
  • Rede ich selbst zu viel?
  • Ertrage ich es, wenn die Gruppe schweigt?
  • Halte ich mich mit meiner Meinung zurück?
  • Behalte ich die Uhr im Auge?

3.    Die Gesprächsteilnehmenden
  • Wie schaffe ich eine gute Gesprächsatmosphäre?
  • Kann ich alle Teilnehmenden sehen?
  • Gelingt es mir, Schüchterne zu ermuntern?
  • Wie stelle ich Dauerredner ab?
  • Wie löse ich einen Dialog zwischen Teilnehmenden auf?
  • Kann ich persönliche Spannungen in sachliche Auseinandersetzungen umwandeln?
  • Vermeide ich es, die Beiträge der Teilnehmenden zu bewerten?

Tipps zur Gesprächsführung
(In Anlehnung an Weisbach, Christian-Rainer: Professionelle Gesprächsführung. Ein praxisnahes Leseund Übungsbuch. Beck, München 1994, S. 135 ff.)

Aufnehmendes Zuhören
Die Aufmerksamkeit ist ganz auf den Gesprächspartner gerichtet; Mimik, Gestik, Blickkontakt und kleine bestätigende Floskeln (Mhm, Aha, Ja ja, so …) zeigen, dass der/die Zuhörende gedanklich mitgeht (das bedeutet nicht unbedingt, dass er oder sie der gleichen Meinung ist).

Umschreibendes Zuhören
Das soeben Gehörte wird mit eigenen Worten wiedergegeben, z. B.:
Verstehe ich Sie richtig, dass … Sie meinen, wenn …?

Zusammenfassen
Das Gehörte wird zusammengefasst. Gerade weitschweifigen Rednern kann dadurch signalisiert werden, dass ihr Anliegen angekommen ist, ohne dass sie es erneut erläutern müssen. Am Ende eines Gesprächs hilft die Zusammenfassung beiden Gesprächspartnern, Einverständnis über den Stand der Dinge herzustellen.

Klären, auf den Punkt bringen
Das Gehörte wird prägnant zusammengefasst und unter Umständen zugespitzt. Dadurch kann im Gespräch ein roter Faden gehalten und der Gesprächsfluss gefördert werden.

In Beziehung setzen
Das Gehörte wird geordnet nach den Schemata einerseits – andererseits; sowohl – als auch; weder – noch; teils – teils. Dieses Gesprächsverhalten hilft, das Gespräch auf das Wesentliche zu konzentrieren und fördert eine echte Klärung. Eine Lösung wird nicht vorgegeben, sondern es werden Alternativen aufgezeigt.
Z. B.: Einerseits hätten Sie gerne mehr Kontakt zu Ihren Enkelkindern, andererseits wissen Sie nicht, ob Sie ihnen auf Dauer gewachsen sind.

Nachfragen
Nachfragen beziehen sich auf das, was Ihr Gegenüber schon mitgeteilt hat, was Sie aber noch nicht ganz verstanden haben.
Z. B.: Was meinen Sie mit …? Was bedeutet …?
Können Sie mir ein Beispiel nennen?

Weiterführende Fragen
Diese Fragen werden stellvertretend gestellt. Dadurch fordern Sie Ihr Gegenüber auf, neue Aspekte zu bedenken und fortzufahren.
Z. B.: Was könnte schlimmstenfalls passieren?
Wie würde es aussehen, wenn …?
Welche Konsequenzen hätte das für unsere Gemeinde?
Wie würde denn eine Lösung aussehen, der auch die Gruppe XY zustimmen könnte?

Fragen, die man selbst beantwortet 
Diese lenken die Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung. Kritischen Einwänden kann man so zuvorkommen.
Z. B.: Die Frage ist ja, wie wir unser Projekt der Gemeinde schmackhaft machen können. Ich hätte da folgenden Vorschlag …

Gefühle ansprechen
Häufig schwingen bei sachlichen Mitteilungen Gefühle mit, die den Gesprächsverlauf und oft auch den Erfolg eines Vorhabens wesentlich beeinflussen. Durch das Ansprechen dieser Gefühle können sich Missverständnisse klären, und unter Umständen wird der Kern des Anliegens deutlich.
Z. B.: So, wie Sie über den Kindergottesdienst erzählen, spüre ich, wie wichtig Ihnen das gemeinsame Singen ist.

Aus: Handbuch für Kirchenvorstände

Weitere Informationen: 
Arbeitsfeld Ehrenamt und Gemeindeleitung im Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
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